Hotel Steinerne Renne

erste Restauration an der "Steinerne Renne", Ausschnitt eine Ansichtskarte vor 1898Anzeige zur jährlichen Öffnung, 28. Mai 1873

 

 

Vor 142 Jahren beginnt die Geschichte des Gasthauses und Hotels „Am Wasserfall Steinerne Renne“. Im Jahre 1868 durfte der Hasseröder Hotelbesitzer Heinrich Schwanecke, mit Genehmigung des Grafen zu Stolberg Wernigerode, direkt neben dem Wasserfall eine Restauration einrichten. Es war eine schlichte Holzhütte, die nicht beheizbar war und deshalb nur von Himmelfahrt oder Pfingsten bis Anfang Oktober geöffnet hatte. Anzeige zur jährlichen Schließung, 26. September 1873So wurden auch nur kalte Getränke und Speisen angeboten. Zwischen Gebäude und Wasserfall waren im Freien 5 steinerne Granittische aufgestellt, welche auch noch den späteren Umbau zum Hotel überlebten. Durch Verschwägerung geht die Restauration, wie auch das Hotel Hohnstein in Hasserode auf Gustav Hesselbarth  und seine Frau Friederike, geb. Schwanecke über.

Todesanzeige Gustav Hesselbarth, 22. Juni 1898Anzeige Hotel an den Wasserfällen Steinerne Renne, 20. August 1898

 

 

 

 

 

 

Im Jahre 1898 wurde vom Fürst, als Besitzer des dortigen Forstgebietes, die Pacht neu ausgeschrieben, mit der Aufforderung eine neue und größere Restauration zu errichten. Die Pacht erhielt wieder Gustav Hesselbarth und so wurde schnell das alte Gebäude nebst Lagerschuppen abgerissen. Noch im Sommer desselben Jahres wuchs auf erweiterter Grundfläche das neue stattliche Hotel empor, wie es heute noch zu sehen ist. Die Erbauer waren die Architekten Grisebach und Dinklage aus Berlin. Ausgestattet mit einem Restaurant im Erdgeschoss, Hotelzimmern für insgesamt 30 Betten und einer Heizung konnte das neue Hotel nun auch über die Wintermonate geöffnet bleiben. Während der Bauzeit verstarb jedoch Gustav Hesselbarth am 22. Juni 1898 im Alter von 74 Jahren und so wurde das Hotel am 22. August des Jahres von Friederike Hesselbarth, geb. Schwanecke und Sohn Hans unter dem Namen „Hotel an den Wasserfällen Steinerne Renne“ eröffnet.

Ansichtskarte, 1922Nach über 60 Jahren endet dann die Familientradition Schwanecke/ Hesselbarth in diesem Hotel und die Pacht geht im Jahre 1913 auf Karl Otto Koch über. Nach seinem Tode, Anfang der 30er Jahre, übernimmt die Witwe Erna Koch, geb. Behrens und sein Sohn Erich Koch das Hotel, bis es 1941 durch die Kriegsverhältnisse geschlossen werden musste.

Wie auch in vielen anderen Hotels, Ferienheimen und öffentlichen Gebäuden wurden hier Kinder aus Städten wie Magdeburg einquartiert, um Schutz vor den Bomben zu suchen. Da Erich Koch zum Militärdienst eingezogen wurde, übernahm hierbei seine Frau Else, geb. Törmer unterstützt durch ihre Schwägerin die Betreuung.

Nach 1946 wird das nun wieder als Hotel genutzte Haus von der HO übernommen und wieder von Frau Else, welche nun in zweiter Ehe Reineke heißt, HO-Gaststätte "Steinerne Renne" 1968, Postkatenverlag E. Riehn, Wernigerodeund ihrem Ehemann  geleitet. Um 1970 übernimmt das „VEB Kombinat Elektroapparatewerke Berlin-Treptow“ das Haus um es als Betriebsferienheim zu nutzen. Zur öffentlichen Nutzung bleibt es nur noch als Ausflugsgaststätte „Steinerne Renne“ geöffnet.

 

HO- Hotel und Gaststätte "Steinerne Renne" 1969, Postkatenverlag E. Riehn, WernigerodeGaststätte "Steinerne Renne", Betriebsferienheim des VEB Kombinat Elektroapparatewerke Berlin-Trptow 1976, Postkatenverlag E. Riehn, Wernigerode

Gaststätte "Steinerne Renne", Betriebsferienheim des VEB Kombinat Elektroapparatewerke Berlin-Trptow 1973, Postkatenverlag E. Riehn, Wernigerode

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der überdachte, verandaartige Vorbau wurde abgerissen und als etwas schmuckloser Betonvorbau mit modernen Fenstern und Dachterrasse neu errichtet. Ebenfalls wurden die an der Vorterrasse gelegenen Nebenbauten und überdachte Laube abgebrochen und ein ebenfalls schmuckloser Betonkiosk errichtet. In den 80er Jahren hatte teilweise nur noch dieser Kiosk für die öffentliche Versorgung, der nicht Kombinatsangehörigen Feriengäste, mit Bockwurst und Getränken geöffnet.

Ab 1990 wurden Hotel und Gaststätte geschlossen und von der Treuhand verwaltet. Zudem hatte der Forstbetrieb die öffentliche Zufahrt durch das Thumkuhlental bis zum oberhalb gelegenen Waldparkplatz Hanneckenbruch gesperrt, sodass viele ältere Mittags- und Kaffegäste ausgeblieben waren. Das ehemalige Hotel stand lange Zeit leer und fiel dem Vandalismus zum Opfer, bis einige Jahre später zwei Betreiber nacheinander vergeblich versuchten neues Leben in das Hotel Steinerne Renne zu bringen. Wieder stand das Haus leer, bis es 2003 von der „Finanz-, Besitz- und Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co KG Leipzig“ gekauft wurde und sich bis zum heutigen Tage in deren Besitz befindet. Anfangs wurde das Hotel verpachtet, was allerdings auch nicht von langer Dauer war, da das Konzept nicht passend war für dieses Haus. Seit 2006 wird es nun von Herrn Oeft als Betreiber geführt. Herr Oeft investiert mit seiner Frau eigene Mittel um das Hotel Steinerne Renne wieder herzurichten und den Außen- und Innenbereich ansehentlich zu gestalten.

Der frühere Aufstieg zum Hotel führte am „Silbernen Mann“ über eine Brücke und nur am rechten Flussufer der Steinernen Renne bis ganz hinauf zum Hotel, am Wasserfall Steinerne Renne. Auf der linken Seite endete der Aufstieg an der Stelle, wo der Wassergraben für den Betrieb des Kraftwerks, am Bahnhof Steinerne Renne abzweigt. Dort gelangte man über eine weitere Brücke wieder auf den rechts hinaufführenden Weg. Der obere Teil des heute benutzbaren Weges am linken Flussufer hinauf wurde erst 1929 vom Harzklub angelegt. Die große Holzbrücke allerdings, auf der man direkt am Gasthaus die Steinerne Renne überquert, bestand bereits im Jahre 1868. Der Weg von ihr führte damals nur weiter hinauf zum „Geborten Stein“ und Richtung Ottofelsen. Später wurde sie um ein paar Meter versetzt.

mittlere Brücke über die Steinerne Renne, Ansichtskarte um 1910oberste Brücke über die Steinerne Renne, Ansichtskarte um 1910, Hofkunstanstalt Löffler & Co., Greiz

 

 

 

 

 

 

Felsenstieg vor dem Hotel, Ansichtskarte um 1930, Postkartenverlag Rud. Lohse, HalberstadtDer heutige Betreiber des Hotels, Herr Oeft, plante auch den ursprünglich Weg rechts des Flusses wieder herzustellen. Er wurde in den 60er Jahren durch Arbeiten an der oberhalb gelegenen Bielsteinstraße verschüttet.

Fachleute, die wissen das man eigentlich Weg- und Geländebeschreibungen immer in Fließrichtung des Wassers nennt, mögen mir verzeihen, dass ich dies hierbei umgedreht habe. Da ich vom Aufstieg spreche erscheint es mir so für manchen Leser eindeutiger zu sein.

 

Für die gute Unterstützung möchte ich mich bei Frau Elise Riehn, sowie bei Frau Frost und Herrn Oeft bedanken.



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